Geschafft

So…geschafft…

mein erster Einsatz im Zuge der Streckensicherung beim Radrennen ist ganz gut verlaufen, ich habe keine grösseren Unfälle verursacht und auch kaum Radler behindert. 🙂

(Ein Erlebnisbericht)

Es begann mitten in der Nacht. Treffpunkt war an einer Tankstelle in Frechen um 8.00 Uhr. Angesichts der etwas eingeschränktren Reichweite meiner KLE und meiner Anfahrt von ca. 50km schon mal ein guter Anfang. Ungefähr 17 müde Motorradhelden versammelten sich dort bei knapp über 0°C um gemeinsam zu frieren, Tankstellenkaffee zu trinken, in Erinnerungen zu schwelgen und Neulinge zu ängstigen mit Geschichten von blasenschwachen oder zickzack fahrenden Radrennern.

Als erstes bekam jeder ein handelsübliches Warnwestchen übergestreift. Schon sah man wesentlich bedeutungsvoller aus, erst recht mit dem Schild des SDKM auf dem Rücken. Dann bekam jeder einen Durchfahrtschein, der mit Hilfe von mehr oder weniger Klebeband sichtbar irgendwo an der Front des Motorrades anzubringen war, dann noch eine Nummer für die Hinterseite und natürlich ein kleines gelbes Wimpelchen, das wichtigste Arbeitsgerät des Streckensicherungsfahrers.

Dann wurden die einzelnen Fahrer auf die drei verschiedenen Rennklassen eingeteilt. Die sog. Elite Gruppe der Radler mussten auf einer Strecke von 186 km begleitet werden, die Amateure auf 140km und die Frauen auf 80km.

Ich wurde als Neuling den Amateuren zugeteilt, nach einigem Wirrwar wurde mir eine Kreuzung am Ortsausgang von Frechen zugewiesen die ich zuerst zu sichern hatte (mit einem weiteren Neuling).

Der Arbeitsauftrag lautete: Den Radlern durch das möglichst hoch über dem Kopf gehaltene Wimpelchen anzeigen, dass sie sich auf ein Hindernis zubewegen und zeigen ob man selbiges links, rechts oder beidseitig umfahren sollte (Durch die Richtung in die der Wimpel zeigt). Hierbei sollte man als Posten zu erst auf Eigensicherung achten, also nicht vor dem Hindernis aufstellen, sondern am besten hinter einem Schild, sicher ist sicher. Dann muss man natürlich daran denken, dass das Moped nicht im Weg steht.

Mein erster Posten lag nur wenige Kilometer hinter dem Start, so dass das gesamte Feld von knapp 200 Fahrern auf mich zugefahren kam. Ungefähr 6 Meter vor “meiner” Insel teilten sich dann die Fluten und wie durch ein Wunder kamen alle heil an der Insel vorbei und um den anschließenden Rechtsknick herum. Kaum war der letzte Fahrer vorbei, hieß es auf das Moped zu springen, bevor der Schlusswagen der Polizei einen passiert, Gas geben und dem Feld hinterher.

Die Radler einzuholen war nicht das Problem, aber 200 Radler können ganz schön viel Platz weg nehmen. Erst nach 3-4 km bot sich eine Gelegenheit auf einem schmutzigen Seitenstreifen am Feld vorbei zu ziehen. Jetzt möglichst flott weg vom Feld, vorbei am Führungsfahrzeug und an den Polizei Motorrädern auf der Suche nach dem nächsten Hindernis. Dort einen sicheren Platz zum Parken suchen, hinter das Schild auf der Insel stellen und warten…

So oder so ähnlich verliefen auch die restlichen 130 km des Rennens. Manche Teilstücke waren völlig frei von scharfen Kurven oder Verkehrsinseln, so dass man hin und wieder 10 – 15 km freie Fahrt hatte und die Schönheiten der Eifel genießen konnte.

Apropos freie Fahrt…

Solange man sich zwischen dem führenden Polizeimotorrad und dem Schlusswagen befindet, gilt sozusagen eine eingeschränkte StVO was bedeutet, dass man auf der Jagd nach dem Feld auch schon mal mit 130km/h einen Polizisten auf der Landstrasse überholt, etwas zügiger einen Ort durchquert, Ampeln ignoriert oder einen Kreisverkehr im Uhrzeigersinn umfährt.

Das Überholen des Feldes sorgt immer wieder für Nervenkitzel. Zuerst muss man feststellen, dass man als Motorradfahrer den Radlern ziemlich wurscht ist. Ein von hinten heranknatterndes Bike beeindruckt sie herzlich wenig und sorgt nicht etwa für so etwas wie eine Gasse, im Gegenteil.

Ein prickelndes Gefühl befällt einen z.B., wenn man im Glauben das Feld würde sich zum rechten Straßenrand orientieren anfängt links vorbei zu ziehen und in dem Moment wo nur noch wenige Fahrer vor einem sind nicht etwa diese auch nach rechts, sondern alle anderen wieder nach links fahren. Plötzlich ist man auf Armlänge umzingelt von strampelnden, fluchenden und vor allem ziemlich wacklig wirkenden Rennfahrern, die sich für alles mögliche interessieren, aber nicht für das stinkende Motorrad, dass da auf den letzten 10 cm Strasse die ihm noch bleiben versucht die Haltung (und Haftung) zu bewahren.
Da ist es dann manchmal besser sich ganz langsam nach Rückwärts zu orientieren und auf eine bessere Überholchance zu warten.

Kleiner Tip: nie… nie… NIE!!! mit dem Feld in einen Kreisverkehr oder eine schärfere Kurve fahren… man hat als Moped keine Chance, für Fahrräder gilt irgendwie eine andere Physik. Auch bergab möglichst weit vor oder kurz hinter den Radlern her, aber am besten nicht mittendrin.

Kurz vor dem Ende des Rennens wird es dann unübersichtlich… in wie viele Teile ist das Feld denn jetzt zerfallen? Wie lange wartet man jetzt noch? Kommen da jetzt nur noch vereinzelte Nachzügler, oder noch eine nennenswerte Zahl von Radlern?

Und plötzlich ist alles vorbei, man wird von der Strecke gewunken trifft sich mit den Kollegen, macht sich endlich über das Lunchpaket her, fachsimpelt noch ein wenig und steigt wieder aufs Krad, diesmal auf dem Weg nach Hause.

Plötzlich muss man wieder auf Ampeln achten, darf dafür aber ganz lässig an Verkehrsinseln vorbei fahren mit der vorgeschriebenen Geschwindigkeit… natürlich.

FAZIT: Eine schöne (und spannende) Möglichkeit dem “mit dem Motorrad Umherfahren” einen Sinn zu geben. Als nächstes geht’s ab ins Bergische Land… Ostermontag bei Rund um Köln 🙂