Der Lu … Lu … Ludwigstein

Früher….. also wirklich früher, als ich noch ein Kind und dann ein Jugendlicher war, sind unsere Eltern mit uns (es gibt da noch eine außergewöhnlich gut geratene kleinere Schwester) also mit uns in fast allen Ferien in ein kleines Dorf in Hessen, unweit der sog. Zonengrenze gefahren. In der Regel waren wir dort vom ersten bis zum letzten Ferientag und im Laufe der Jahre akzeptierter Bestandteil des Dorflebens. (“Die Berliner”) Keine Ahnung wie unsere Eltern das hin bekommen haben. Auf jeden Fall gab es dort ein sehr kleines Fachwerkhäuschen, Ofenheizung und viel Landleben. Wir haben es geliebt.
Zu den Reiseritualen gehörte es, ab ungefähr Höhe Witzenhausen am Autofenster zu kleben und der Lu … Lu … zu murmeln bis schließlich einer seiner Ansichtig wurde und frenetisch “der Ludwigstein*”  ins Auto brüllte. Im obigen Bild findet er sich rechts der Mitte.
Da war klar, man ist gleich da, man ist gleich zu Hause zumindest für die Ferien.
Auf dem Rückweg erfüllte eine ähnliche Funktion der Berliner Funkturm wenn auch vielleicht von ein bisschen weniger Enthusiasmus begleitet.

Irgendwann wurde ich größer, selbstständiger und zog von Berlin weg. Dann wurde eine Zeit lang das große, leuchtende Bayer Kreuz an der A1 zum Signal für “gleich zu Hause” auch wenn es bis zur Eifel noch ein Stück war. Noch später war es dann, natürlich, der Kölner Dom, wahlweise von der A4 oder aus dem ICE erspäht. Mit der nach außen getragenen Euphorie war es da nicht mehr so weit her, man freute sich mehr innerlich, aber oft von einem Lächeln begleitet und dem Wissen bald die eigene Wohnungstür zu öffnen und zu Hause zu sein.

Heute bin ich mit der Dicken Liese™(BMW) durch teilweise schweres Wetter, sechs Stunden von Köln nach Hamburg gefahren. Ich glaube überhaupt erst das zweite mal nicht mit dem Zug. Und wie ich so auf der grau melierten A7 dem Elbtunnel zustrebte und die Unmengen von typisch blau-roten Hafenkränen sah….  Schon komisch. Ja, es hatte was heimeliges, etwas bewunderndes, es war ein “nach Hause” kommen aber es hatte auch etwas trauriges weil ja immer noch nichts klar ist.

Aber der Mensch ist wandelbar, das wusste schon Asterix**: Ubi bene, ibi patria!

 

*Burg Ludwigstein
**bzw. der griechische Dichter  Aristophanes
(beides Wikipedia.de Links)